Bedeuten moderne Cloud-Lösungen das Ende physischer unternehmensinterner Rechenzentren?
In Zeiten der Digitalisierung und der damit einhergehenden IT-Abhängigkeit stehen Unternehmen vor der Herausforderung, die immer größer werdenden Datenmengen DSGVO-konform zu verwalten und zu speichern. Cloud-Services sind dafür eine Lösung.
Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gilt Cloud Computing „bereits als einer der größten Wachstumstreiber in der IT-Branche“. Der Hauptgrund dafür ist insbesondere das garantiert flexible Arbeiten, da überall und jederzeit auf die Daten zugegriffen werden kann. Es bedarf lediglich einer Internetverbindung. Doch vor allem kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind noch zurückhaltend in der Cloud-Nutzung. Grund dafür ist die Unsicherheit in Bezug auf die Auslagerung von Daten. Wir klären auf, ob diese Sorge berechtigt ist und ob Cloud-Services das Ende für firmeneigene Rechenzentren bedeuten.
Flexibles Arbeiten mittels Cloud-Services
Cloud-Lösungen sind virtuelle Serversysteme, auf denen Nutzer ihre Daten speichern und von dort aus überall abrufen können. Dabei steht der Begriff „Cloud-Lösung“ stellvertretend für Cloud-Anwendungen und -Leistungen. Heute sind Clouds aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Der klare Vorteil: auf allen Endgeräten sind die eigenen Daten jederzeit verfügbar.
Cloud-Services unterstützen außerdem bei dem Schutz der eigenen Unternehmensdaten. Besonders KMU werden vermehrt durch Cyber-Angriffe bedroht. Hacker gehen dabei immer versierter vor und können große finanzielle Verluste und Reputationsschäden verursachen. Unzureichend geschützte Unternehmen stellen eine große Angriffsfläche für Hacker dar. Unternehmen stehen folglich vor der Herausforderung, ihre IT-Umgebung flexibel zu gestalten und gleichzeitig vor Cyber-Angriffen und Datenverlusten zu schützen. Cloud-Services gewährleisten mit hoch gesicherten IT-Infrastrukturen den Schutz und die Absicherung sensibler Unternehmensdaten.
Cloud-Services – die Allrounder
Unternehmen haben die Möglichkeit aus unzähligen Cloud-Services, also den einzelnen Leistungen der Cloud-Anbieter, für sich die optimale Lösung auszuwählen. Das umfasst einzelne Programme und Softwarepakete, die über das Internet bereitgestellt werden, ebenso wie externen Speicherplatz und Rechenkapazität. Zudem ist es möglich auf die Cloud über private, abgesicherte Verbindungen zuzugreifen. Cloud-Services werden aus der virtuellen Realität entnommen, welche sich Cloud nennt. Aber nicht jede Cloud gleicht der anderen. Unternehmen stehen vor der Frage, entweder ihre Daten auf Servern in unternehmenseigenen Rechenzentren zu speichern (Private Cloud) oder diese in externe Rechenzentren der Public Cloud-Anbieter auszulagern. Rechenzentren sind dabei geschützte Umgebungen, in denen mehrere Server und Systeme untergebracht werden.
Unterschiede in der Cloud-Umgebung
1. Private Cloud – die teuerste Lösung?
Vorteile der Private Cloud
- Die Daten werden auf Unternehmensservern im firmeninternen- oder externen Rechenzentrum gespeichert. Mit der Datenverwaltung und -speicherung vor Ort geht ein hohes Maß an Sicherheit und Kontrolle der Server einher. Unternehmen können die Cloud-Umgebung, also Server im Rechenzentrum, eigenständig ihren Bedürfnissen anpassen und überwachen.
- Cloud-Services der Private Cloud sind nur für definierte Benutzer verfügbar. Das bietet die Möglichkeit der besseren Überwachung.
Nachteile einer Private Cloud
Durch die Nutzung eines firmeninternen Rechenzentrums entstehen hohe Ausgaben, denn es fallen Personal- und Verwaltungskosten für die Betreuung und Instandhaltung an. Besonders für KMU könnte das zukünftig, aufgrund des Fachkräftemangels in der IT, zum Problem werden. Auch intern gelagerte Daten müssen geschützt sein. Unternehmen müssen demnach große Geldsummen in Datensicherheitsmaßnahmen investieren.
2. Public Cloud – die günstigste Lösung?
Vorteile der Public Cloud
- Public Cloud-Services sind für alle Internetnutzer verfügbar. Die Planung mit einer Public Cloud-Lösung ermöglicht Unternehmen ein standortunabhängiges Arbeiten. Die Cloud ist immer schnell und überall verfügbar. Ein weiterer Vorteil ist die finanzielle Planung mit Public Clouds, da die Anwendungen mit einem monatlichen Festpreis abgerechnet werden. Die Public Cloud-Provider gewährleisten für Ihr Unternehmen und das 24/7 .Die Daten werden in riesigen externen Rechenzentren des Anbieters gespeichert, welche hohen Sicherheitsanforderungen unterliegen und so den bestmöglichen Schutz der Daten garantieren. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Daten und Verbindungen extra zu verschlüsseln, was den Schutz vor Angriffen noch weiter erhöht.
- Public Cloud-Provider setzen außerdem auf mehrere Rechenzentren. Im Schadensfall sind so die Daten also aufgeteilt und gesichert. Zusätzlich tragen die Cloud-Nutzer keine Risiken für Systemausfälle, entsteht Schaden kommt der Anbieter dafür auf. Damit sind Unternehmen keinen finanziellen Risiken bei der Nutzung einer Public Cloud ausgesetzt, und die Kosten sind kalkulierbar. Entscheiden sich Unternehmen für einen Public Cloud-Anbieter vermeiden sie in erster Linie Kosten für die Einrichtung und Instandhaltung eines gesicherten Serverraums mit entsprechender Hard- und Software. Wenn die Daten an einen Cloud-Anbieter outgesourct werden, wird kein großes IT-Team benötigt, welches den Cloud-Betrieb sicherstellt.
- Mit Public Clouds passen Unternehmen ihr Cloud-Konzept individuell an ihre Bedürfnisse an. Der Nutzer bucht bei einem Anbieter die Infrastruktur, die Leistung und den Speicherplatz, den er benötigt. Bei Bedarf können „on demand“ weitere Speicherkapazitäten oder Anwendungen hinzugebucht werden. Public Cloud-Services sind jederzeit verfügbar und der Nutzer zahlt nur für die Leistungen, die er tatsächlich benötigt. Für kleine und mittelständische Unternehmen bietet sich somit die Möglichkeit entsprechend der Datenauslastung Leistungen nur für einen bestimmten Zeitraum zu buchen.
Nachteile einer Public Cloud
- Die Daten sind extern ausgelagert und nicht vor Ort im Unternehmen. Services von Public Clouds werden immer individueller, doch es existieren nur die Konfigurationsmöglichkeiten, die der Anbieter zur Verfügung stellt.
3. Hybrid Cloud – vor allem für KMU eine echte Alternative?
Begriffsklärung: Hybrid Cloud = Multi-Cloud?
- Häufig wird der Begriff „Multi-Cloud“ als Synonym für Hybrid Clouds verwendet, aber es gibt entscheidende Unterschiede in der Cloud-Umgebung. Eine Hybrid Cloud ist die Verbindung von Private und Public Clouds. Bei Multi-Cloud-Lösungen werden zwar auch mehrere Clouds verwendet, allerdings spielt die Art der Cloud dabei keine Rolle. Denn Nutzer von Multi-Clouds verlagern ihre Workloads in Clouds verschiedener Anbieter, um so nicht nur von einem Cloud-Service-Anbieter abhängig zu sein.
Vorteile der Hybrid Cloud
- Die Hybrid Cloud verbindet die Sicherheit und Kontrolle der Server einer Private Cloud mit den Kostenersparnissen einer Public Cloud.
- Unternehmen entscheiden selbst, wo sie welche Daten lagern. Bei Bedarf können Cloud-Anbieter die Daten extra verschlüsseln und passen die Sicherheitsvorkehrungen entsprechend der Kundenanforderungen an.
- Die Dateien werden auf die private und öffentliche Cloud aufgeteilt. Das bedeutet ein Teil ist im unternehmensinternen Rechenzentrum und ein anderer Teil in den externen Rechenzentren der Public Cloud-Anbieter gespeichert. Der Nutzer kann beim Arbeiten flexibel zwischen Private und Public Cloud wechseln.
- Vor allem für KMU ist die Hybrid Cloud-Lösung eine echte Chance. Ergänzend zu den unternehmenseigenen Servern im internen Rechenzentrum können individuell Speicherplatz und Rechenkapazitäten des Public Cloud-Anbieters hinzugebucht. So ist es insbesondere KMU auch bei einem hohen internen Datenaufkommen möglich, die Daten entsprechend den Sicherheitsstandards zu verwalten und zu speichern. Es bedarf keines weiteren IT-Personals oder Hardware, denn die Public Cloud-Anbieter sorgen dafür, dass Unternehmen allzeit gesichert sind. Mit der Nutzung von Cloud-Services können Unternehmen bares Geld sparen. Sie bleiben weiterhin flexibel und können die Vielzahl an Daten bestmöglich schützen.
Der Weg in die Cloud ist unverzichtbar
Cloud-Lösungen sind notwendig in der digitalen Transformation
Mit der Covid-19-Pandemie hat sich die Digitalisierung und das Bewusstsein für Daten- und Informationssicherheit nochmal verstärkt. Unternehmen mussten ihre Datenstrukturen ändern, weil viele Mitarbeiter inzwischen remote arbeiten und so nicht auf lokale Infrastrukturen zugreifen konnten. Diese Umstände verlangen Daten- und Informationssicherheit in allen bestehenden Strukturen, um lückenlos vor Cyber-Angriffen geschützt zu sein. In dieser Situation ist es nicht verwunderlich, dass während der Covid-19-Pandemie viele Unternehmen auf Public Cloud-Lösungen zurückgegriffen haben.
Satya Nadella, CEO von Microsoft, gibt an: „Wir haben in zwei Monaten eine digitale Transformation von zwei Jahren erlebt.“ Unternehmen passten ihre Budgets an und investieren in ihre IT-Sicherheit. Eine Umfrage von Logic Monitor zeigt, dass 87% der globalen IT-Entscheidungsträger der Meinung sind, dass aufgrund der Pandemie Unternehmen den Datentransfer in Public Clouds beschleunigen werden. Es ist ersichtlich, dass der Bedarf nach flexiblen und insbesondere abgesicherten IT-Infrastrukturen stärker in das Bewusstsein der Unternehmen gerückt ist.
Unter 500 befragten Unternehmen einer Bitkom Research Umfrage (2019), gaben 58 Prozent an, dass sie bereits Private Cloud-Dienste im Unternehmen verwenden. Der Vorteil ist die Datensicherung auf hauseigenen Servern. Der Nachteil ist, dass diese IT-Infrastrukturen kostenintensiv betreut werden müssen. Laut einer Studie, setzen nur 38 Prozent der Unternehmen auf eine Public Cloud. Die Vorteile der Public Cloud sind zum einen Kostenersparnisse bei der Verwendung, zum anderen die Flexibilität und Möglichkeit der ständigen Erweiterung des Speicherplatzes.
Mit dem Vorteilsbewusstsein von Cloud-Systemen muss auch ein größeres Vertrauen zu diesen aufgebaut werden. Public Cloud-Lösungen werden zwar immer beliebter, aber noch wollen nicht alle Unternehmen ihre sensiblen Daten in der virtuellen „Wolke“ speichern. Die Nutzung von Cloud-Lösungen bedeutet nur dann ein Ende für unternehmensinterne Rechenzentren, wenn alle Unternehmen ihre Daten an Public Cloud-Anbieter auslagern. Doch wird es noch einige Jahre dauern, ehe die Masse der Unternehmen gänzlich auf Cloud-Lösungen umgestiegen ist. Vor allem bei Public Clouds bedarf es Zeit und Aufklärung, bevor sie zu den Standard-Anwendungen von Unternehmen werden.
Große Unternehmen, und vor allem KMU sollten jetzt mit der digitalen Transformation beginnen und Public oder Hybrid Clouds als wichtige Ressource für den Geschäftsbetrieb etablieren. Die Zukunft muss ein Mix aus Digitalisierung und Kontrolle abbilden. Da sind sich alle Entscheidungsträger einig. Public Cloud-Lösungen ergänzend zu den Private Clouds der Unternehmen bieten die Möglichkeit Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten und Datenstrukturen vor Cyber-Angriffen zu schützen.
Die optimalen Vorrausetzungen für Hybrid Cloud-Nutzung. Cloud-Connect-Verbindungen ermöglichen über die privaten Verbindungen den Zugriff in die Cloud. Die Ausgaben dafür sind vorhersehbar und konsistent. Den gegenwärtigen Rechenzentren steht demnach eine hybride Zukunft bevor.